Wellpappe

Die Superwelle

Von Alexandra Grossmann · 2015

Eine Rolle Wellpappe
Die Wellpappe gibt es bereits seit 1871.

Wellpappe ist eine der erfolgreichsten Verpackungen überhaupt. Sie vereint Leichtigkeit, Festigkeit und Stabilität mit einer Recyclingquote von fast 100 Prozent. In der Zukunft wird ihr Einsatz sogar noch steigen, denn sie wird sowohl im E-Commerce als auch als Kommunikationsfläche gebraucht werden.

Manchmal sind die ganz einfachen Dinge die besten. So auch im Fall der Wellpappe: Eine gleichmäßige Wellenform, eingefasst von zwei geraden Flächen, ist das ganze Geheimnis einer Verpackungsform, die seit 150 Jahren verwendet wird. Das ganze Geheimnis? Nicht ganz. Denn die Wellpappe besteht nicht aus Pappe, sondern aus Papier – ihren Namen hat sie von der älteren Bezeichnung „pappen“ für „kleben“. Wie die Rundbögen in der Architektur sind die Wellen tragkräftig, zugleich bilden sie ein weiches Polster aus Luft und Papier. Wellpappe ist also nicht nur außerordentlich stabil und haltbar, sondern auch leicht. Solange sie keine Beschichtung oder Farbe hat, ist sie zudem zu fast 100 Prozent recyclingfähig, was sie zu einer der beliebtesten und umweltfreundlichsten Verpackungsarten macht. Das Prinzip der Wellpappe ist ebenso einfach wie genial. Das Geheimnis liegt in der Wellenform: Ähnlich den in der Architektur bewährten Rundbögen verfügt das gewellte Papier über eine hohe Tragkraft. Die Wellenbahn zwischen zwei Deckenbahnen macht die Wellpappe zu einer stabilen Leichtbaukonstruktion aus Luft und Papier mit einer effektiven Polsterfunktion: Wie ein Airbag absorbiert sie die Energie von Stößen, Stürzen und ähnlichen Belastungen und schützt so das Transportgut zuverlässig vor Beschädigung.

Die Branche wächst und wächst

Wellpappe wird vor allem als Transportverpackung eingesetzt, ihr Anteil beträgt in Deutschland fast 70 Prozent. 4,7 Milliarden Euro Umsatz machte die Branche 2014, und damit ein Plus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Bereich Nahrungsmittel und Genuss sind die Zahlen sogar noch höher. „Im Bereich der Transportverpackung setzen wir ganz überwiegend Wellpappe ein; hier hat der Packstoff einen Anteil von über 80 Prozent“, erklärt der Geschäftsführer Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) Peter Feller. Die Gründe liegen auf der Hand: „Lebensmittelverpackungen schützen Lebensmittel im Lager, beim Transport und beim Einkauf. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Verpackungen umweltverträglich sind.“ Erfinder der Wellpappe ist Albert Jones aus New York, der 1871 gewelltes Papier verwendete, um Flaschen und Phiolen beim Transport zu schützen. 1882 schützte Robert H. Thompson die doppelseitig mit Deckenpapieren beklebte Wellpappe als Patent und ließ diese in den usa, England und Deutschland industriell herstellen. Sobald das Patent aufgehoben war, entstanden neue Formen – bis heute sind unzählige Varianten von Verpackungen aus Wellpappe entstanden, die teilweise genormt und standardisiert sind.

Wellpappe: Ein reines Naturprodukt

Dass Wellpappe auch in Zukunft eine Rolle spielen wird, belegt die Studie „Supply Chain 2025“ die das Frankfurter Zukunftsinstitut im August dieses Jahres veröffentlichte. Die Anforderungen an Transportverpackungen werden demnach steigen, weil sie neue Aufgaben bekommen. Mit dem erwarteten dynamischen Wandel der Lieferkette wird die Verpackung nicht nur die Ware schützen, sondern auch mehr als zuvor Informationsträger sein. So könnte sie künftig zum Beispiel mit entsprechender Sensorik ausgestattet sein und dem Käufer Auskunft geben über ihren Standort oder nach Erschütterungen über Beschädigungen informieren. Chancen birgt auch die wachsende Branche des Onlineversands: „Derzeit liegt der Anteil des E-Commerce am gesamten Handelsvolumens bei etwa zwölf Prozent“, sagt Ingmar Böckmann, Logistik-Experte des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland. „Bis 2020 wird er voraussichtlich auf 20 Prozent steigen.“ Der Onlinehandel selbst wird wiederum individueller, so die Studie. Die Folgen: Noch mehr Vielfalt der Verpackungen. Wellpappe, als besonders flexible, leichte und gut zu verarbeitendes Material sei hier ideal. Ein weiteres Ergebnis des Zukunftsinstituts ist, dass der Trend zur Nachhaltigkeit bestehen bleiben wird und Verbraucher Wert legen auf Recyclingfähigkeit. Wellpappe wird in Deutschland zu rund 80 Prozent aus Recyclingmaterial, nämlich Altpapier, hergestellt. Die restlichen etwa 20 Prozent bestehen aus Zellstoff, der aus Holz hergestellt wird. Dieses ist Bruch- und Durchforstungsholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Damit ist Wellpappe ein reines Naturprodukt, das nach dem Gebrauch zu fast 100 Prozent wieder in den Kreislauf des Recycling geht.

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