Bio-Kunststoffe

Es ist nicht alles grün

Von Thomas Schulze · 2016

 Gemüse an einem Stand. Thema: Bio-Kunststoffe

Umweltschutz und Nachhaltigkeit liegen im Trend – und das ist auch gut so. Kein Wunder, dass sich vor diesem Hintergrund auch sogenannte Bio-Verpackungen und Kunststoffe aus nachwachsen Rohstoffen einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Doch nicht alle sind wirklich grün.

Umweltfreundliche Verpackungen wie biologisch abbaubare Einwegartikel werden auf der Grundlage von erneuerbarem und natürlichem Material hergestellt. „Diese natürlichen Rohstoffe werden aus natürlichen Gewächsen, Pflanzen, Bäumen gewonnen und wo möglich werden Reste benutzt. Die Rohstoffe kommen aus der Natur und kehren letztendlich wieder zur Natur zurück“, erklären Umweltschützer die Bio-Kunststoffe.

Bio-Kunststoffe: Keine rechtlich verbindliche Definition

Und tatsächlich klingt der Begriff „Bio-Kunststoff“ nach einer umweltbewussten, natürlichen Alternative zum herkömmlichen „Verpackungsmüll“. „Allerdings gibt es aktuell keine rechtlich verbindliche Definition, was Bio-Kunststoffe ausmacht“, heißt es bei der Verbraucherzentrale Thüringen. Sie könne unterschieden werden in Kunststoffe, die teilweise oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, Kunststoffe, die biologisch abbaubar oder kompostierbar sind und Kunststoffe, die beide Eigenschaften besitzen.
Mögliche Vorteile von Bio-Kunststoffen sind, dass fossile Ressourcen geschont und die co₂-Emissionen verringert werden können. Teilweise haben sie auch funktionelle Vorteile, etwa eine bessere Atmungsaktivität. Denkbar wäre auch eine Nachnutzung im Energiebereich.
„Die Bezeichnung Bio-Kunststoffe hat jedoch nichts mit der EU-Öko-Verordnung zu tun, die nur für Lebensmittel gilt“, geben die Verbraucherschützer zu bedenken. Das heißt, Rohstoffe für die Herstellung von Bio-Kunststoffen müssen nicht aus ökologischer Erzeugung stammen. Sie müssen lediglich denselben Anforderungen an eine sichere Verpackung entsprechen wie herkömmliche Verpackungsmaterialien auch.
Zudem können – wie bei üblichen Kunststoffen auch – bei sogenannten Bio-Kunststoffen Zusatzstoffe zum Einsatz kommen, um die Eigenschaften je nach Verwendungszweck anzupassen. Werden sie mit bunten Farben bedruckt, ist der Übergang von unerwünschten Stoffen auf das verpackte Lebensmittel nicht ausgeschlossen.

Gesamter Lebenszyklus entscheidend

Ob Bio-Kunststoffe wirklich umweltfreundlicher sind, lässt sich nur im Einzelfall entscheiden, denn der gesamte Lebenszyklus, ausgehend vom Rohstoff bis zur Entsorgung, muss betrachtet werden. Die meisten abbaubaren Bio-Kunststoffe können nur unter industrietechnischen Bedingungen recycelt werden, nicht aber im heimischen Kompost.
Und was den Anbau betrifft, ist auch nicht alles grün. Nachteilig für Bio-Kunststoff ist vor allem der Anbau von Mais, aus dem ein wesentlicher Teil der Verpackungen hergestellt wird. Unter dem Maisanbau leiden die Böden und das Klima. In einer aktuellen Ökobilanz der englisch-walisischen Umweltbehörde steht es im Wettbewerb zwischen der Bio- und der Polyethylen-Tüte deshalb auch nur unentschieden. 

Quelle: PwC: Erhebungszeitraum: Dezember 2014; Region: Deutschland, Anzahl der Befragten: 1.000
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