Verpackungsflut

Leichter, smarter, grüner

Von Michael Gneuss und Katharina Lehmann · 2020

In Corona-Zeiten ist alles anders – auch unser Konsumverhalten. Statt im stationären Einzelhandel bestellen wir derzeit immer mehr online. Das lässt auch das Verpackungsaufkommen ansteigen. Umso wichtiger, dass Verpackungen wiederverwendbar oder recycelbar sind.

Gestapelte Verpackungen
Während der Corona-Pandemie steigt der Verbrauch von Verpackungen rapide. Foto: iStock / FabrikaCr

Restaurants, Bars und Kneipen sind geschlossen und auch das Einkaufen macht mit Maske und Schlangestehen nicht mehr so viel Spaß. Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag ganz schön durchgerüttelt. Verzichten müssen wir trotzdem nicht – auch dank des World Wide Web. Schnell per App bestellt, bringen uns emsige Lieferboten Pizza im Pappkarton, Sushi in der Plastebox oder die neue Jogginghose für den gemütlichen Couchabend in der Folientüte. Den Kaffee reicht uns die Bedienung vor dem Café jetzt im To-go-Becher und auch so manche Kneipe bietet Frischgezapftes im Plastikbecher für unterwegs. „Aufgrund der geschlossenen Geschäfte und Restaurants ist abzusehen, dass vor allem mehr Serviceverpackungen für Essen und Getränke verbraucht worden sind“, hat auch das Umweltbundesamt (UBA) in den ersten Monaten dieses Jahres beobachtet. Demnach habe die Corona-Krise die Verpackungsflut zumindest bei den Privathaushalten seit diesem Frühjahr deutlich ansteigen lassen. Auch das Recyclingunternehmen „Der Grüne Punkt“ meldet für das erste Halbjahr deutlich mehr Plastikmüll aus Privathaushalten: So seien die gelben Tonnen um durchschnittlich 4,5 Prozent mehr gefüllt, erklärte das Unternehmen gegenüber der Frankfurter Rundschau. In den Monaten März, April und Juni habe das Plus zwischen knapp acht und zwölf Prozent betragen. Im Gewerbebereich sei im gleichen Zeitraum dagegen weniger Müll angefallen. 

Verpackungsflut: Immer mehr Verpackungsmüll

Allerdings – und auch da sind sich UBA und Der Grüne Punkt einig – steigt die Menge an Verpackungsabfall insgesamt seit Jahren. So seien die Verpackungsmüllmengen seit 2010 pro Kopf um knapp 18 Prozent angestiegen, hat das UBA ermittelt. Im Jahr 2018, neuere Zahlen liegen noch nicht vor, verursachte jeder Bundesbürger im Schnitt 227,5 Kilogramm Müll, der aus Verpackungen besteht. Insgesamt fielen im Jahr 2018 rund 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an – 0,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Privathaushalte verursachten davon 47 Prozent, also über 8,9 Millionen Tonnen oder 107,7 Kilogramm pro Kopf. Verantwortlich seien das Wirtschaftswachstum – mehr Waren und Güter bedeuteten auch mehr Verpackungen –, aber auch veränderte Konsumgewohnheiten wie das Essen und Trinken außer Haus. „Verpackungen sollten vermieden werden, bevor sie überhaupt anfallen“, fordert Dirk Messner, Präsident des UBA. „Mehrwegbecher beispielsweise für den Coffee-To-go müssen die Regel werden, aber auch wer Essen mitnimmt, sollte dies in Mehrwegbehältern tun können. Die Flut an Pizzakartons und Kaffeebechern in Mülleimern und Parks hätte so ein Ende.“

Verpackungen schützen

Doch nicht immer lassen sich Verpackungen vermeiden. Immerhin schützen sie Produkte vor Schmutz und Kontamination mit Fremdstoffen, vor Keimen und Bakterien, vor Umwelteinflüssen wie Sonne und Regen, Hitze oder Kälte. Sie machen Produkte wie Pulver, Granulate oder Flüssigkeiten transportier- und tragbar, liefern Informationen über Inhaltstoffe und Anwendungsoptionen. Und nicht zuletzt sind sie Träger von Markenbotschaften und Image. All das sollen sie in Zukunft noch viel besser können. Denn dank der Verquickung mit der digitalen Welt lassen sich mit smarten Produktverpackungen immer mehr Informationen und Zusatznutzen übermitteln. 

So einfach wie möglich

Bei all den gestalterischen und digitalen Möglichkeiten, die die Zukunft für die Verpackungen bereithält, gilt es natürlich, auch die Umwelt im Blick zu behalten. So soll die Verpackung von morgen nachhaltig und grün sein, die Ressourcen schonen und Umwelt und Klima nicht schädigen. Damit das gelingt, braucht es einen umfassenden und geschlossenen Wertstoffkreislauf, in dem ausgediente Verpackungen in ihre Bestandteile zerlegt und anschließend wieder zu neuen Materialien zusammengesetzt werden können. Dazu dürfen aber nicht verschiedene Rohstoffe für die Herstellung einer Verpackung verwendet werden. Stattdessen sollten Verpackungen so einfach wie möglich gestaltet sein, damit sie leichter recycelt werden können, empfiehlt das UBA. Und: „Am besten werden gleich recycelte Rohstoffe zur Herstellung verwendet.“ Beim Recycling von Verpackungen gehört Deutschland laut UBA weiterhin zu den Vorreitern, trotzdem gebe es noch Verbesserungspotenzial. Vom gesamten Verpackungsabfallaufkommen wurden im Jahr 2018 rund 69 Prozent dem Recycling zugeführt, der Rest wurde größtenteils energetisch verwertet. Hohe Recyclingquoten erreichen Glas (83,0 Prozent), Papier und Karton (87,7 Prozent), Stahl (91,9 Prozent) und Aluminium (90,1 Prozent). Bei Kunststoffen (47,1 Prozent) und Holz (25,3 Prozent) sei jedoch noch viel Recycling-
potenzial vorhanden.

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