Rohstoffe für Papier

In Gras verpackt

Von Pia Wegener und Katharina Lehmann · 2022

Papier und Pappe gelten als nachhaltige Packmaterialien. Doch Rohstoffe zur Papierherstellung werden immer teurer. Hersteller suchen nun nach alternativen Ausgangsstoffen. Fündig werden sie auf Wiesen, bei Spargelbauern und in der Hafermühle.

Nahaufnahme von Grashalmen
Die Verpackungsindustrie ist auf der Suche nach neuen Rohstoffen auch auf das Gras gestoßen. Foto: iStock / Liudmila Chernetska

Verpackungsmaterial auf Holzfaserbasis, also Papier, Pappe, Karton und Faltschachteln, gelten als umweltfreundlich, bestehen sie doch aus nachwachsenden Rohstoffen und sind vollständig recycelbar. So lag die Verwertungsquote von Papier, Pappe und Karton nach Angaben der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) im Jahr 2019 bei 81,9 Prozent. Wichtig für die Wiederverwertbarkeit: Papier- und Pappverpackungen müssen sortenrein getrennt werden. Werden sie dem Materialkreislauf immer wieder von Neuem zugeführt, lassen sich Verpackungen aus Pappe und Papier nach Untersuchungen der Technischen Universität Graz mehr als 25-mal ohne oder mit nur geringem Verlust an Materialintegrität recyceln.

Rohstoffe für Papier werden teurer

Doch die Rohstoffpreise sind zuletzt stark angestiegen. Nicht nur Holz, sondern auch andere zur Papierherstellung notwendige Rohstoffe wie Altpapier oder Zellstoff haben sich überdurchschnittlich verteuert, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. So haben sich die Großhandelspreise für gemischtes Altpapier im September 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als verdreifacht (plus 222,4 Prozent). Papier- und Pappereststoffe waren im Großhandel zuletzt um 147 Prozent teurer. Aus dem Ausland importiertes Altpapier hat sich ebenfalls stark verteuert: Die Einfuhrpreise lagen im September 2021 um 75 Prozent über denen im September 2020. Auch Holz und Zellstoff, ebenfalls ein wichtiger Rohstoff zur Papierherstellung, kostete bei Einfuhr im September 2021 etwa 45,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Neben Holz als nachwachsendem Rohstoff erschließen Pappe- und Papierhersteller weitere Rohstoffquellen – manche davon liegen gleich vor der Haustür. Als nachhaltig gilt Graspapier, dessen Herstellung rund 95 Prozent weniger CO₂-Emissionen freisetzt als die herkömmliche Papierproduktion. Doch auch Spargelabfälle lassen sich zur Papierherstellung nutzen. Denn weltweit wird nur rund die Hälfte der Spargelproduktion als Lebensmittel verwendet. In einem Forschungsprojekt hat die Hochschule München aus Spargelabfällen ein Fasermaterial gewonnen, aus dem mithilfe eines Laborfasergussverfahrens anschließend Beerenschalen hergestellt wurden. Der finnische Süßwarenhersteller Fazer Bakery nutzt dagegen Haferspelzen, die als Nebenprodukt des eigenen Hafermahlprozesses anfallen, um daraus eine Brottüte herzustellen. Und auch die in Deutschland heimische Silphie-Pflanze lässt sich für die Faser- und Papierproduktion nutzen. Verpackungen auf Basis der Silphie-Pflanze kommen bereits in ersten Supermärkten in der Obst- und Gemüseabteilung zum Einsatz. 

Quellen:
neue-verpackung.de: Alternative Rohstoffquellen für Papier und Karton
Statistisches Bundesamt: Rohstoffe zur Papierherstellung

Schon gewusst?

Der Pappkarton ist über 200 Jahre alt. Im Jahr 1817 begann Sir Malcolm Thornhill in England mit der Massenherstellung von Pappboxen. Im gleichen Jahr wurden erste Kartonverpackungen in Deutschland produziert. Aus diesem Jahr stammt auch die älteste noch existierende Kartonbox – sie wurde 1817 in Deutschland für das Strategie-Brettspiel „The Game of Besieging“ hergestellt. Der eigentliche Pappkarton wurde im Jahr 1856 patentiert, die ersten Versandschachteln aus Pappe im Jahr 1903. Der Pappkarton hat also schon so einiges erlebt.

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